In der Nacht vom Montag auf Dienstag, am 06.11.2012, lösten sich aus der Gewölbeunterseite des Kirchenschiffs von St. Michael mehrere Putz- und Steinstücke und schlugen in der – Gottlob – unbesetzten Kirchenbank ein. Dies war der »Auftakt« einer der größten Kirchensanierungen Deutschlands. Die anschließende Hubsteigerbefahrung brachte ein sehr komplexes und vielschichtiges Schadensbild zu Tage. Wegen des enormen Schadensausmaßes und Gefahr von Teileinbrüchen des Gewölbes wurde die Kirche für die Öffentlichkeit gesperrt.
Zahlreiche Fachgutachten und Expertisen später stand fest: die Abteikirche ist ein Sanierungsfall. An jedem Bauteil der Kirche gab es Instandsetzungsbedarf: marode Holzbauteile, teilweise echter Hausschwamm, sich absenkende Gewölbe, Risse im Mauerwerk, eine ungenügende Gründung. Um ein weiteres Ausweichen der Hochgadenwände zu verhindern, wurden im Zeitraum von Juli bis November 2015 Sicherungsmaßnahmen durchgeführt.
Die Aufgabenstellung war klar: Oberste Priorität hatte die Wiederherstellung der Standsicherheit und der öffentlichen Sicherheit an der ehem. Abteikirche, die ein Denkmal von internationalem Rang ist. Um dies zu erreichen, war eine Vielzahl von Maßnahmen umzusetzen.
Ingenieurleistung: Modellierung und Nachrechnung des Haupttragwerks der Kirche, Nachweis der Gesamtstabilität, Entwicklung eines reversiblen, nachjustierbaren Additivtragwerkes zur Rückhängung der Gewölbeschubkräfte und Rückhängung des Westwerks, dabei Reduzierung der Rissbreitenschwankungen, Behebung aller Substanz- und Systemschäden am Baudenkmal von nationaler Bedeutung. Entwickeln und Aufstellen von geeigneten Wertungskriterien im Zuge der Ausschreibung mit Teilnahmewettbewerb, zur Sicherstellung einer herausragenden Qualität der ausführenden Arbeiten.
Kreativität: Auf Basis von mehrjährigen Messungen von Rissbreitenschwankungen und Neigungsmessungen wurde ein nachjustierbares Subsidiärtragwerk entwickelt, dessen Effektivität und Nachstellbedarf durch dauerüberwachte Kraftmessdosen und Rissmessstellen jährlich geprüft wird.
Gestalterische Qualität: Berücksichtigung gewünschter Qualitäten in den Ausschreibungsunterlagen; Reparaturmuster wurden durch Fachkommission freigegeben.
Denkmalverträglichkeit: Die Wiederherstellung der Standsicherheit war die oberste Prämisse des Vorhabens; gleichberechtigt dazu war nur die denkmalpflegerische Verträglichkeit der Maßnahmen. Die fachgerechte Reparatur aller Substanzschäden war Konsens. Subsidiärtragwerke im Dachraum sollten ablesbar und reversibel, im Kircheninnern unsichtbar sein. Um dies zu bewerten und erforderlichenfalls anzupassen, wurde eine Baukommission eingerichtet. Diese war besetzt mit dem Tragwerksplaner, Vertretern des Bauherrn, des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde und weiterer Fachgutachter. Alle notwendigen Ertüchtigungsmaßnahmen und gravierenden Eingriffe, aber auch Reparaturen und Details wurden dort vorgestellt, diskutiert, ggf. angepasst und genehmigt. So konnten nicht nur im Planungsprozess „Weichen gestellt“, sondern noch in der Ausführungsphase Einfluss genommen werden
Dauerhaftigkeit: Auf Basis einer intakten Hülle können alle weiteren Arbeiten (Fassaden, Innenraum, Ausstattung) durchgeführt werden. Durch die Verwendung von hochwertigen Materialien (u. a. Schiefer, Edelstahl), doppelte Absicherung von bisherigen Schwachstellen (Wandanschlüsse, Kehlen) und nachjustierbaren Zusatztragwerken können Reserven geschaffen werden, die den langfristigen Erhalt des Bauwerks sichern.
Funktionalität und Praxistauglichkeit: Um die gesperrte Kirche wieder gefahrlos betreten zu können, ist die statische Instandsetzung der wichtigste Wegstein. Die dafür gewählten Maßnahmen und Verfahren wurden im Rahmen eines Experten-Kolliquiums vorgestellt und für wirksam und baubar befunden.
Effektivität und Wirtschaftlichkeit: Die geprüften Berechnungen haben u. a. den Vor-Zustand und den End-Zustand erfasst; dabei konnte durch den Einbau von Schrägankern zur Reduzierung des Gewölbeschubes die globale Sicherheit um den Faktor 3 erhöht werden. Weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Bauteile (Reparaturen / Ergänzungen) wurden durchgeführt. Die statische Instandsetzung konnte im zur Verfügung stehenden Zeitrahmen sowie im vorhandenen Kostenrahmen abgeschlossen werden.
Nachhaltigkeit: Bedeutet, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. Die entworfenen additiven Tragstrukturen, sind nahezu vollständig rückbaubar und können dauerhaft angepasst werden. Vorspannkräfte können erhöht, aber auch reduziert werden.
Zur Beurteilung des Zustandes eines Gebäudes ist der erste Schritt die Erstellung eines Tragwerksgutachtens. Hierbei sollte seitens des Bauherrn ein verformungsgerechtes Aufmaß zur Verfügung gestellt werden. Liegt ein solches nicht vor, so kann dies durch unser Büro angefertigt werden.
Mit Hilfe dieser Unterlage wird eine Schadensaufnahme vor Ort durchgeführt. Diese wird entweder komplett durch unser Büro alleine oder unter Zuhilfenahme von Dritten, wie z.B. bei der Betonuntersuchung, realisiert.
Mit Hilfe der Kartierung werden die Schadensursachen und entsprechende Sanierungskonzepte erarbeitet. Diese und der kartierte Schadensumfang bilden die Grundlage der Kostenschätzung, die für die weitere Finanzierung notwendig ist.
Für unsere Bauvorhaben werden statische Berechnungen nach den neuesten Normen und Zulassungen durchgeführt. Falls notwendig, werden auch verschiedene Möglichkeiten ausgearbeitet und deren Kosten grob ermittelt. Die verwendeten statischen Programme sind stets auf dem neuesten Stand und berücksichtigen so die Änderungen der Normen. Aktuell erfolgt die Berechnung nach den Eurocodes in Verbindung mit dem nationalen Anwendungsdokument.
Die statisch ausgearbeiteten Lösungen werden anschließend mit Hilfe von CAD-Programmen für die Arbeiten vor Ort planerisch ausgearbeitet. Zur Verfügung stehen hier Strakon 2021 sowie AutoCad LT 2020.
Im Rahmen unseres Auftrages werden ingenieurmäßige Kontrollen durchgeführt. Hier wird die Arbeit vor Ort mit der Planung verglichen, Maße kontrolliert, die Qualität geprüft und mit den Leuten vor Ort Probleme gelöst.
Die Ergebnisse werden in Form von Aktennotizen, Protokollen oder Ausarbeitungen festgehalten.
Falls gewünscht übernimmt unser Büro auch die Fachbauleitung für die statischen Maßnahmen. Hierbei werden die Leistungen komplett ausgeschrieben, Submission, Wertung sowie Vergabe durchgeführt.
Die Arbeiten der einzelnen Firmen wird organisiert, ein Bauzeitenplan aufgestellt und die örtliche Fachbauleitung mit Protokollen durchgeführt.
Die Kosten werden fortgeschrieben und mit den Ansätzen der Kostenschätzung verglichen. Als Abschluss wird noch eine Dokumentation der Maßnahme erstellt.
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